Achtsames Selbstmitgefühl: Wie du dir selbst die beste Freundin sein kannst
- Andrea Schröder
- 5. Jan.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Feb.

Kennst du das Gefühl, dich in schwierigen Momenten selbst zu kritisieren, dich hart zu verurteilen oder mit dir selbst ungeduldig zu sein? Oft sind wir unseren eigenen größten Kritiker, anstatt unsere innere Freundin oder unser innerer Freund zu sein. Ich war früher extrem gut in dieser Disziplin ...
Doch was wäre, wenn du dir selbst in schwierigen Zeiten mit genauso viel Verständnis und Mitgefühl begegnen könntest, wie du es für eine enge Freundin oder einen Freund tun würdest? Was, wenn du lernen könntest, dich selbst zu umarmen, gerade dann, wenn du es am meisten brauchst?
Achtsames Selbstmitgefühl ist genau das – die Kunst, sich selbst mit der gleichen Liebe, Fürsorge und Geduld zu begegnen, die wir auch anderen entgegenbringen. Wenn wir auf unsere eigenen Bedürfnisse achtsam und wertschätzend reagieren, stärkt dies nicht nur unser Wohlbefinden, sondern ermöglicht auch tiefgreifende Heilung und Wachstum.
Was ist achtsames Selbstmitgefühl?
Achtsames Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst mit der gleichen Zuneigung und Freundlichkeit zu begegnen, die du auch einer nahestehenden Person entgegenbringen würdest – besonders in Momenten der Angst, Unsicherheit oder des Versagens. Es geht darum, sich selbst anzunehmen, ohne sich für Fehler oder Unvollkommenheiten zu verurteilen. Im Kern steckt die Idee, dass du dir selbst eine Quelle der Unterstützung, des Trostes und der Weisheit sein kannst, dich sozusagen selbst umarmst.
Es beinhaltet zwei wesentliche Komponenten:
Achtsamkeit: Du nimmst bewusst wahr, was in dir vorgeht, ohne es zu bewerten. Du erkennst deine Emotionen, Gedanken und körperlichen Empfindungen im Moment an und gibst ihnen Raum, ohne sie zu unterdrücken oder zu ignorieren.
Selbstmitgefühl: Du reagierst mit Freundlichkeit, Wärme und Verständnis auf diese inneren Erfahrungen, anstatt dich selbst zu kritisieren oder abzuwerten. Du behandelst dich mit der gleichen Sanftheit, die du einer geliebten Freundin entgegenbringen würdest.
In einem achtsamen Moment des Selbstmitgefühls lässt du dich selbst einfach „sein“, ohne Druck oder die Notwendigkeit, perfekt zu sein. Du kannst erkennen, dass Fehler und Schwächen Teil des Menschseins sind und dass du dich in diesen Momenten umso mehr lieben und annehmen darfst.
Warum ist achtsames Selbstmitgefühl so wichtig?
Viele von uns haben im Laufe ihres Lebens gelernt, sich selbst zu hinterfragen, zu kritisieren oder sogar zu bestrafen, wenn wir nicht den eigenen oder äußeren Erwartungen entsprechen. Unserer Gesellschaft ist groß darin, andere zu bewerten und andere zu kritisieren. Oft übernehmen wir dies (leider) für uns selbst. Diese Selbstkritik mag zunächst als eine Möglichkeit erscheinen, uns zu motivieren oder zu verbessern. Doch auf lange Sicht führt sie zu Stress, Ängsten und einem Gefühl der Unzulänglichkeit. Wir verlieren den Zugang zu unserem wahren, inneren Potenzial und hindern uns daran, in unsere volle Größe zu wachsen.
Achtsames Selbstmitgefühl hingegen bietet dir einen sanften, aber kraftvollen Weg zur Heilung und Transformation. Wenn du dich selbst mit Freundlichkeit und Verständnis behandelst, wird der Druck verringert, perfekt zu sein. Du kannst dir erlauben, Fehler zu machen und dennoch an dich zu glauben, ohne dich selbst zu verurteilen. Das schafft Raum für innere Ruhe und Klarheit.
Es ist auch eine Einladung, deine eigene Menschlichkeit anzunehmen – zu erkennen, dass du genauso wertvoll und liebenswert bist, wie du bist, auch mit all deinen Ecken und Kanten. Diese Akzeptanz verhilft dir zu innerem Wachstum und ermöglicht dir ein wirklich erfüllteres Leben.
Wie kannst du achtsames Selbstmitgefühl üben?
Höre auf dich selbst
Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstmitgefühl ist, auf dich selbst zu hören. Wenn du in schwierigen Situationen bist oder dich niedergeschlagen fühlst, nehme dir einen Moment der Achtsamkeit. Höre auf deine Gedanken und Gefühle, ohne sie sofort zu bewerten oder zu ändern. Was ist es, was du gerade empfindest? Erkenne deine Emotionen an und sei einfach mit ihnen, ohne sie zu verdrängen oder zu ignorieren.
Sprich mit dir selbst wie mit einer Freundin
Wie würdest du mit einer Freundin sprechen, die sich gerade überfordert oder traurig fühlt? Wahrscheinlich würdest du ihr liebe Worte der Unterstützung sagen, ihr zuhören und sie trösten. Übe, diese freundliche und liebevolle Sprache auch mit dir selbst zu verwenden. Wenn du merkst, dass du in Selbstkritik verfällst, halte inne und frage dich: „Was würde ich jetzt einer guten Freundin sagen? Wie kann ich mir selbst mit der gleichen Freundlichkeit begegnen?“ Diese kleine Veränderung der inneren Sprache kann einen großen Unterschied machen.
Sei geduldig mit dir selbst
Selbstmitgefühl bedeutet auch, dir selbst Zeit zu geben. Du musst nicht alles sofort in den Griff bekommen oder dich in jeder Situation perfekt verhalten. Erinnere dich daran, dass du immer in einem Lernprozess bist. Wachstum ist ein fortwährender Weg. Versuche Fehler nicht als Rückschläge zu sehen, sondern als wertvolle Lernmöglichkeiten. Wenn du dir selbst mit Geduld begegnest, kannst du den Prozess des Lebens viel leichter und mit mehr Vertrauen gehen.
Körperliche Fürsorge
Dein Körper ist eng mit deinem emotionalen Wohlbefinden verbunden. Wenn du dich selbst mit Fürsorge und Mitgefühl behandeln möchtest, beginne damit, auf deinen Körper zu hören. Gönne dir regelmäßig Momente der Entspannung, nimm dir Pausen und sorge für ausreichend Ruhe und Bewegung. Dein Körper ist dein bester Verbündeter – achte auf seine Bedürfnisse genauso wie auf deine seelischen Bedürfnisse.
Vergebung üben
Achtsames Selbstmitgefühl schließt auch die Fähigkeit ein, dir selbst zu vergeben. Wir lernen häufig, wie wichtig es ist, anderen zu vergeben, aber ich habe erst spät verstanden, wie wichtig es ist, auch sich selbst vergeben zu können. Ich bin überzeugt, dass wir eigentlich immer das tun, von dem wir in dem Augenblick glauben, dass es das Beste ist. Aber natürlich ist niemand perfekt, und jeder Mensch macht Fehler. Wenn du dich in der Vergangenheit verletzt oder Fehler gemacht hast, sei dir selbst gegenüber sanft und verständnisvoll. Du hast aus dieser Erfahrung etwas gelernt und du kannst mit mehr Weisheit und Verständnis in die Zukunft gehen.
Selbstmitgefühl als Schlüssel zu innerem Frieden
Achtsames Selbstmitgefühl öffnet die Tür zu einem tieferen inneren Frieden. Es befreit dich von der Last der ständigen Selbstkritik und dem Drang, perfekt zu sein (diesen Drang verspürte ich selbst früher sehr häufig). Wenn du dir selbst die beste Freundin sein kannst, bist du in der Lage, das Leben mit mehr Leichtigkeit, Freude und innerer Ruhe zu leben. Du wirst widerstandsfähiger in schwierigen Zeiten und findest einen sanften, aber kraftvollen Zugang zu deinem inneren Frieden.
Es klingt einfach, aber manchmal müssen wir uns wieder daran erinnern: Ich kann immer für mich selbst da sein – besonders in den Momenten, in denen ich es am meisten brauche. Ich bin es wert, mit Liebe und Mitgefühl behandelt zu werden – von mir selbst.
Dies ist die Einladung, dir selbst mit offenen Armen zu begegnen und dir die Fürsorge und das Verständnis zu schenken, die du verdienst. Du bist deine eigene beste Freundin, und dieser liebevolle Umgang mit dir selbst wird dir auf deinem Weg zu einem erfüllten Leben von unschätzbarem Wert sein.
Herzlichst
Andrea
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